Bildinfo: (v.l.) Ramona Riedl, Josef Schicho, Marco Meisl, Daniela Meisl und Hannes
(hinten Mitte) Thyrnaus 2. Bürgermeister Franz Mautner – Foto: Wiedenbein
Bericht der Passauer Neue Presse – pnp.de
Wenn alle zusammen helfen, kann Großes passieren: Erst vor wenigen Wochen hat der Helferverband Bayern um Vorsitzenden Josef Schicho im Landkreis Passau eine Spendenaktion für eine schwer vom Schicksal getroffene Hauzenberger Familie ins Leben gerufen – nun konnten sie einen Spendenscheck über sagenhafte 70.000 Euro an Familie Meisl übergeben. Die Familie hat jetzt das Geld, um den dringend benötigten Hauslift einzubauen.
Rückblick: Als Daniela Meisl 2017 mit ihrem Sohn Hannes schwanger war, erlitt sie akutes Leberversagen und ihr musste eine neue Leber transplantiert werden. Im Mai 2017 musste sie noch einmal aufgrund eines Darmverschlusses operiert werden – bei dieser OP wurde Sohn Hannes als Frühehen in der 27. Schwangerschaftswoche geboren. Er überlebte, sein Gehirn war aber noch nicht ganz reif. Hannes hat infantile Zerebralparese.
Immer auf Hilfe angewiesen
Doch damit ist die Krankheitsgeschichte noch nicht zu Ende: Daniela Meisl bekam 2020 die Diagnose Leukämie und erhielt eine Knochenmarktransplantation. Zu den gesundheitlichen Problemen der Familie kamen auch noch ganz praktische in der Wohnung der beiden: Marco und Daniela Meisl haben 2013 das Elternhaus von Daniela aufgestockt und wohnen im Obergeschoss. Für Daniela Meisl war es nicht möglich, über diese Treppe zusammen mit ihrem Sohn die Wohnung zu verlassen – sie war immer auf Hilfe angewiesen. Mit dem Lift, den sie nun einbauen werden, können Mutter und Sohn endlich wieder alleine rausgehen.
Die Spendenübergabe fand kürzlich in Thyrnau statt bei der Wiegeaktion des Vereins „Korken für Kinder – Jetzt korkt Thyrnau“ und des „Fördervereins Passauer Benefiz Motorradkorso“, die beide neben weiteren 15 Vereinen dem Helferverband angehören. Ramona Riedl, Vorsitzende von „Korken für Kinder“ aus Thyrnau, war begeistert über die Lieferung der Kronkorken und Alu-Schraubverschlüsse, die bereits den gesamten Vormittag über von den Sammelstellen aus dem ganzen Landkreis gebracht
wurden.
3,4 Millionen Kronkorken gesammelt
Die Mitglieder des Motorradkorsos begleiteten trotz des unsteten Herbstwetters die wertvolle Fracht von der Sammelstelle in Pocking nach Thyrnau. „Ihr seid der absolute Hammer“, sagte Ramona Riedl dankbar zu allen „Lieferanten“ mit glänzenden Augen. Über zwei Stunden wurden die Kartons, Behälter und Tüten geleert, gewogen und die lange Liste der einzelnen Positionen addiert und kontrolliert, bis das stolze Gewicht von 6,8 Tonnen verkündet werden konnte, was ungefähr 3,4 Millionen Kronkorken entspricht. „Wir sind dankbar, dass unsere Aktion eine so breite Unterstützung bekommt, sei es von den Thyrnauer Firmen, bei denen wir die Container abstellen dürfen oder denjenigen, die uns diese kostenlos wieder abtransportieren“, erzählte Ramona Riedl. Der Verein „Korken für Kinder“ wurde anlässlich einer Typisierungsaktion gegründet; mittlerweile konnten schon an viele Familien, Organisationen und an diesem Tag auch der „Leukämiehilfe Passau“ Spenden überreicht werden.
Ein „Lauffeuer“ entfacht
Mit Josef Schicho hat der Helferverband den Mann gefunden, der es binnen kürzester Zeit schaffte, ein „Lauffeuer“ zu entfachen, und damit viele gemeinnützige Organisationen und Ehrenamtliche unter einen Hut bringt. Den Beginn der Spendenaktion für Familie Meisl machte Josef Schicho mit seiner Familie vor einigen Wochen bei einem Flohmarkt. Freudig überrascht und sprachlos war der „Spendenmagnet“, als bereits einen Tag nach Start der Spendenaktion über 13.000 Euro eingegangen waren. Die Resonanz und Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung waren riesig, erzählt er. „Jeder eingegangene Euro wird zu 100 Prozent weitergegeben“, versicherte Josef Schicho. Gespendet haben aus dem Landkreis Passau und darüber hinaus zahlreiche Privatpersonen, Firmen, Hotels und viele gemeinnützige Vereine. Ein seltenes, von allen Spielern des FC Bayern signiertes Trikot aus der Wies’n-Sonderedition 23/24 ersteigerte das „Brandparty-Team“ für den stolzen Betrag von 3.000 Euro, welcher als großer Tropfen in den Spendentopf einfloss.
„So funktioniert Hilfe“ – unbürokratisch und zielgerichtet
„So funktioniert Hilfe, denn eine große Community hat dazu beigetragen, dass Familie Meisl nun schnell, unbürokratisch und zielgerichtet geholfen werden kann. Wir sind für jeden Betrag, ob klein oder groß, oder auch Ideen und Problemlösungen dankbar“, sagte Schicho. Er fuhr fort: „Bemerkenswert ist auch, dass viele Firmen ganz uneigennützig spendeten, ohne damit Werbung machen zu wollen. Und nachdem die Schleusen geöffnet waren, ergaben sich viele weitere Möglichkeiten zu helfen. Denn oftmals ist nicht der finanzielle Aspekt, sondern der zwischenmenschliche die Lösung: Geschwister von kranken Kindern können mit einem Hubschrauberrundflug aus dem Trott herausgeholt werden oder der hilfsbereite 16-jährige Jugendliche, der sich rührend um seine behinderte Schwester kümmert, bekommt von Bikern seinen Roller repariert und noch eine extra Runde mit dem Motorrad obendrauf. Es ist fantastisch, denn das Netzwerk funktioniert.“
„Danke, danke, danke“
Thyrnaus 2. Bürgermeister Franz Mautner war überwältigt. Mit „Wasser“ in den Augen zollte er dem außergewöhnlichen ehrenamtlichen Engagement aller Organisationen seinen Respekt. .,Es ist wichtig, dass etwas passiert und ich bin sehr stolz, dass in unserer Gemeinde so etwas Großartiges geleistet wird“. Das Schlusswort hatte Marco Meisl und seine Bescheidenheit sowie Überwältigung spiegelte sich in seiner kurzen, jedoch prägnanten Dankesrede wider: „Danke, danke, danke“.
Musikalisch begleitet wurde das Spendenfest mit Countrymusik von Maria Zillner, die hierfür sogar ihren Urlaub verschob.